Verdrängungszucht

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Henry
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von Henry »

Wenn Du zu reinen Tieren willst, dann fang auch mit reinen Tieren an. Gemischten Eintopf gibt es genug. Dann schlägt es Generationen später wieder durch. Wenn Du Coburger willst, kauf Dir paar Coburger!
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DINO
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von DINO »

Bei neun Muttertieren würde ich 2-3 reine Rhönschafauen + Blutsfremden Bock zukaufen und den Überschuss entweder verkaufen oder schlachten lassen u verwerten .
Im nächsten Jahr die Weiblichen Auen behalten usw . Also keine 2 Herde aber die alte Linie (Mischlinge) läuft langsam aus ohne das man den Bestand großartig aufstocken muss .
Alle sagten es geht nicht , da kam einer der das nicht wusste und tat es . :klug:
smallfarmer
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von smallfarmer »

Henry hat ne komische Art Verdängungskreuzung zu erklären, lass dich nicht beeindrucken. Er nutzt das eigentlich nur um seine Rasse zu puschen. Gemischten Eintopf macht er selbst genug, aber wie gesagt nur mit seinen Leicester wird der gut. Was bringt das Skudde mal BFL, oder
BFL F1 Mutter mal BFL Bock, absoluter Humbug :rofl:
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Henry
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von Henry »

Du kennst Dich ja aus. Hast ja jede Menge Erfahrung. Wie findest Du die Skudden-Mules in Brandenburg? Toll die Lämmer, oder?
Henry
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von Stockmann »

Änni hat geschrieben: Mi 20. Mai 2020, 14:47 Hallöle!
Ich hab hier mal etwas quer gelesen und habe eine Frage. Wenn es hier nicht der richtige Beitrag ist, bitte verschieben. :engel1:

Aktuell haben wir eine Herde mit buntgemischten Rassen. Rhönshafe wurden mit Schwarzkopf gekreuzt, dann wurden mal Coburger Fuchs oder Merinos mit rein gebracht. :neutral:

Dieses bzw. nächstes Jahr kommt wieder ein Rhönschaf Bock zum Decken dazu. Mein Verlobter und ich würden gerne nach und nach wieder auf Rhönschafe übergehen wollen. Würde um aus der aktuellen Herde in den nächsten Jahren eine reine Rhönschafherde zu bekommen eine Verdrängungszucht der richtige weg? :?:
Also in meinem aktuellen Verständnis über die Verdrängungszucht müssten wir halt jedes Jahr einen Rhönschafbock springen lassen und wir gelangen dann "automatisch" zu einer reinen Rhönschafherde...oder hab ich das falsch verstanden?

Ich hab hier zwar fleißig gelesen, allerdings habe ich das Prinzip der Verdrängungszucht noch nicht so ganz verstanden :gruebel:
Vielleicht kann mir das ja nochmal jemand erklären (gerne auch privat)

Option zwei wäre parallel eine zweite Herde mit Rhönschafen aufzubauen. Was haltet ihr für sinnvoller

Änni
Du hast die Methode Verdrängungszucht komplett richtig verstanden. Was hier unter diesem Titel diskutiert wird, hat mit ihr nicht viel gemein:

Verdrängungszucht hat ein klares Ziel, nämlich eine Rasse A zu einer Rasse B umzuzüchten - nicht einen neuen Rassemix zu erzeugen - indem man von Generation zu Generation den Genanteil der Rasse A halbiert. Also Schritt 1: Vater B x Mutter A = Generation F1 = AB = 50 % A Gene, 2. Schritt: Vater B x Tochter aus F1 = F2 25 % A Gene, dann in F§ erneute Halbierung auf 12,5 % A Gene , dann 6,25 % A Gene usw.. Bereits in der 5ten Generation sind die A Gene auf ca 3 % verdrängt.

Dass sie bei Verpaarungen von Tieren der 5ten Generation unter sich,in den folgenden Generationen noch durchschlagen ist nicht sehr wahrscheinlich aber durchaus möglich und es passiert auch immer wieder. Dass solche Individuen aus der Zucht genommen werden müssen, versteht sich von selbst.

Der sicherste Weg zu reinrassigen Tieren zu kommen ist sicherlich der von Henry vorgeschlagene Weg, nämlich Tiere der Rasse zu kaufen die man haben möchte. Aber das ist nicht immer möglich, z.B. weil es gar nicht genügend Tiere der Rasse gibt die man haben möchte oder diese viel zu teuer sind. Dies ist z.B. zur Zeit bei den Nolanas der Fall. Die wenigen (in Herdbuchqualität!) verfügbaren Tiere sind entsprechend teuer, sodaß einem Halter von mehreren Hundert Muttern gar nichts anderes übrig bleibt als über den Weg des "Eintopfkochens" sein Ziel der Rasseumstellung zu erreichen.
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von Henry »

Die Theorie der Umzucht führt zu solch kleinen Gen-Prozentsätzen. Die Praxis leider nicht. Insbesondere dann nicht, wenn mehr als 50% oder gar sie ganze weibliche Nachzucht behalten wird, um möglichst schnell auf viele Bestandstiere zu kommen. Ich kenne einige Schäfer, die am Ende doch weibliche Tiere zugekauft haben, weil der Muttertierbestand eben doch nicht homogen ist, wenn neben den F1 auch F5 laufen bzw. umgekehrt.

Ich halte es daher für sinnvoll, einen reinrassigen Bock auf reinrassigen Muttern und den Bestandstieren einzusetzen, aber ausschließlich aus den reinrassigen Lämmern die Zutreter zu wählen.
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von Stockmann »

Konsequenz erfordert Zucht ja generell und Verdrängungszucht erst recht. F1 bis F5 neben einander laufen zu lassen ist nicht mal Eintopf sondern Kuddelmuddel. Ein Kollege hat mit Nolana Böcken von mir seine 160 Muttern belegt, aus den ca. 160 F1 Aulämmern dann ca. 10/12 zur Weiterzucht ausgesucht und erwartet daraus in den nächsten Tagen F2. Alle anderen Lämmer sowie die Ursprungsmuttern wurden verkauft und
dafür wurden ein paar reinrassige Nolana-Auen , soweit erhältlich, dazu gekauft. Ein anderer Berufsschäfer startet eine Verdrängungszucht mit 600 Auen in diesem Jahr, wenn wir genügend Böcke in der nötigen Qualität finden!


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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von Henry »

Rechne ich richtig?
Da hat jemand 160 Muttertiere einer Ausagangsrasse und setzt den Umzuchtbock darauf ein. Dann behält er 10/12 Zutreter davon und verkauft alle anderen Muttern. Er hat dann also 10/12 F1-Jährlinge und den Bock und muß natürlich ne ganze Menge Schafe zukaufen, um wieder an 160 Muttertiere zu kommen. Oder sind mit „10/12“ zehn Zwölftel gemeint? Das sind dann ca. 83% und das wären praktisch alle. Also grad keine konsequente Selektion. :gruebel: Auch gibt das dann eine Lammzeit mit 100% Erstlammern, die dann im Folgejahr auch wieder gemerzt werden, weil ja nur ihre weiblichen Kinder das Interessante sind. Üblicherweise lammen die dann nicht die 2.0-Quote und es kommt auch noch zu den typischen Selektionen, die Erstlammer eben so erkennen lassen. (Lammräuber, mangelde Euter oder Mütterlichkeit)

Icb hab‘ das womöglich nicht verstanden. Die Anfrage zu der Röhnschafumzucht zielte doch auf Bestandserhöhung und Verdrängung.
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von Henry »

Noch ein Nachtrag: Die Aufzuchtsquote - also die Anzahl der Lämmer, die tatsächlich erwachsen werden - liegt unter der Ablammung. Beides wird im Wesentlichen durch die Mutter bestimmt. Realistisch sind also nicht 20 Lämmer aus 10 Muttern und davon 10 weibliche, sondern eher 14 und davon halt 7 weibliche. Wenn mangelnde Fruchtbarkeit/Mütterlichkeit ein Grund zur Umzucht/Verdrängung sein sollte, dann liegen die Zahlen nochmals niedriger. Und das ist noch ohne die übliche Selektion wg. Zuchtuntauglichkeit gedacht.

Egal ob bei Herdenaufbau, Remontierung in der Herde oder auch Umzucht: Es sind nur ca. 20% der gelammten Lämmer als Zutreter geeignet bzw. bleiben übrig. Kurzzeitig vielleicht mal mehr, aber nicht 5 Jahre hintereinander.
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Re: Verdrängungszucht

Beitrag von Stockmann »

Also das Ziel ist u.a. Bestandsverkleinerung auf 30 - 40 Muttern. Eingesetzt wurden 2 Böcke zur Erzeugung von F1. Herausselektiert zur Weiterzucht wurden 10 oder 12 Aulämmer. Diese F1Generation geht noch maximal in eine 2te F1 Produktion und dann als Köfte mit zu Tisch. 4 Nolana Auen konnten zugekauft werden, weitere 10 Zukäufe waren geplant, kann ich aber in diesem Jahr nur zum Teil liefern. Aus den Umzuchtprodukten können dann ab F3 oder F4??? weibliche Tiere wenigstens etwas zur Genzufuhr sorgen.
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