Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

grauwoller
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Re: Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

Beitrag von grauwoller »

Meine persönliuche Grenze bezgl. Inzucht-Angabe bei Ovicap liegt bei 2 %. Momentan habe ich 4 Böcke, von denen 3 aus der Fremde kommen, und der 4. selbstgezogene auch für viele meiner Muttern blutsfremd ist. Es ergibt sich im Anpaarungsplan für einige Muttern das Luxusproblem, das die Verpaarung mit sämtlichen meiner Böcke einen Inzuchtgrad von 0% ergeben, sozusagen die Qual der Wahl.
Wer mit Inzucht arbeitet, bzw. den sogenannten Blutanschluss zum züchterichen Vorteil ausnutzen will, mag das gerne tun. Es potenzieren sich aber leider nicht nur die positiven Eigenschaften. In der Rinderzucht habe ich auch teilweise beobachtet, dass der vermeintliche Vorteil in der nächsten oder übernächsten Generation wieder dahin ist, also sich kein langfristiger Erfolg einstellt. Da baue ich lieber auf die Strategie, die durch die Erfahrung mit meinen Lämmern betätigt wird, dass Böcke mit blutsfremder Genetik, die Vitalität der Lämmer positiv beeinflussen,
Christoph
Sellom
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Re: Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

Beitrag von Sellom »

Grenze bezgl. Inzucht-Angabe bei Ovicap liegt bei 2 %
kann dir nur beipflichten, solange es ausschließlich um Erhaltung und Vitalität geht - habe selbst auch die Absicht zurück auf diesen Weg zu finden. Gelingen kann das durchaus, hat mein Landesverband ein mir wichtiges züchterisches Anliegen doch endlich akzeptiert - sehr gut möglich, dass es in puncto Bewertungskriterien mittelfristig zu einer Anpassung kommen wird. So kann es jedenfalls nicht bleiben - solange allerdings Böcke nach oben gestellt, mit Preisgeldern bedacht, von der großen Masse bestaunt und beklatscht werden, die aber so gar nicht in mein züchterisches Konzept passen und dennoch sicher zur Vermehrung gelangen, solange wird mir mehr und mehr die züchterische Basis entzogen - kann dann kaum anders, als ne gewisse Inzucht in Kauf zu nehmen.

Sellom
grauwoller
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Re: Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

Beitrag von grauwoller »

du musst ja auch nicht zwangsläufig den 1A Bock kaufen, auf der Veranstaltung, von der du sprichst, war doch reichlich Auswahl. Dann gibt es ja auch noch andere Landesverbände mit Körveranstaltungen und angebotenen Vererbern, und den Weg zum Züchter selber.....

Christoph
Sellom
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Re: Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

Beitrag von Sellom »

Das Problem unbedingt einen 1A kaufen zu wollen hab ich nun wirklich nicht - sind eh meist die ausgemästeten Vertreter, die bei mir nur anfangen lautstark zu betteln, wenn ich ihnen nicht wenigstens 1x ihre tägliche Ration Kraftfutter vorlege - Nein, Körergebnisse haben für mich schon lange keine Bedeutung mehr. Und ja, es waren sehrwohl ein paar andere Böcke vor Ort, auf die ich mich hätte einlassen wollen, wenn nicht die Verwandtschaftsverhältnisse dagegen gesprochen hätten. Von einem Züchter süd-westlich von Hannover gefielen mir sogar 2 Böcke, nur war die Wolle zu frisch geschoren (2-Monatswolle), um mir ein Urteil bilden zu können. Bin dann auf den Gedanken verfallen, meine schon mal gehabte Qualität durch noch vertretbare Inzucht wieder etwas hervorzukitzeln, die zusehr leiden musste; aufgrund kaum noch vorhandener Böcke, die meinen Vorstellungen entsprachen.
Sollten hier aber nicht vom Thema abkommen - es geht mir nur um einen noch vertretbaren Einsatz von Inzucht, die ich noch verantwortungsvoll benutzen kann - eine dauerhafte Praxis darf das sicherlich nicht werden - bin aber zuversichtlich, da mein Landesverband langsam die Kurve zu bekommen scheint - nicht zuletzt weil der Hauptverwerter unserer Wollen die gleichen Probleme wälzt.

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Re: Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

Beitrag von Stockmann »

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Schaeps
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Re: Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

Beitrag von Schaeps »

smallfarmer hat geschrieben: Di 14. Nov 2017, 17:20 ... ZB. so was http://www.critterhaven.biz/info/downloads/conbreed.pdf
---
Interessante Dokumente Heumann und Smallfarmer, danke für's Teilen.

Eine herangehensweise die weniger kompliziert ist aber nur funktioniert wenn mehr als ein Bock gehalten werden kann ist das "mob breeding". Dabei werden die Söhne der besten Müttern behalten, und einige der besten behalten um zu Decken. Sie Böcke werden aber nur eine Saison behalten, da sie sonst zu viel Einfluss (=Inzucht) haben, was schwierig sein kann bei versteckten Defekten.
Hier ein Video dazu, finde leider keinen Text.
https://www.youtube.com/watch?v=HvnEPP-KDHQ

Ein interessanter Aspekt mit verschiedenen Männchen ist, dass bei verschiedenen Tierarten die Weibchen den Partner auswählen der das komplementärste Immunsystem hat, also am wenigsten Inzucht.

Schafrassen sind zum Teil recht stark Inzüchtig, z.B. hier ein Durchschnitt von 16%
https://www.sciencedirect.com/science/a ... 0jBCsgfavY
smallfarmer
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Re: Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

Beitrag von smallfarmer »

Jupp sehr interessant was der Interviewpartner von Richard Perkins da sagt.
Was zu lesen kann ich dir hier anbieten, geht zwar um Rinder, aber geht vor allem um geschlossene Herden.
https://livestockconservancy.org/images ... _final.pdf
Schaeps
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Re: Vermeidung von Inzucht bei seltenen Rassen

Beitrag von Schaeps »

Interessant wie spät sie dort noch die Allmende hatten, und wie billig die Rinder produziert wurde. Was auch spannend ist, das jeder in seine Richtung züchtete nach eigenem gusto.
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