International unterschiedliche Begutachtungsprämissen

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Steffi
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Re: International unterschiedliche Begutachtungsprämissen

Beitrag von Steffi »

Vorweg: Ich mache nur Hofkörungen, weil ich nicht viel davon halte, auf Aufstellungen zu fahren. In interessanten Zeiten wie diesen ist das ohnehin die einzige Möglichkeit. Die letzte Zuchtwartin, die vor 2 Monaten bei mir war, hatte nicht wirklich Ahnung von Schwarznasen. Sie war sich unsicher, wie groß der Schwanzfleck bei den Auen sein darf. Ich kann ihr da viel erklären, ein Blick in den Rassestandard des Ursprungslandes der Rasse ist für sie da viel verbindlicher. Wie viel Sinn so eine Körung dann macht, darüber kann man trefflich streiten. Aber Noten sind eh Schall und Rauch. Als Züchter kenne ich die Vorzüge und Schwachstellen meiner einzelnen Tiere über Jahre hinweg und sehe nicht nur eine Momentaufnahme eines völlig fremden Tieres, von dem ich nicht einmal weiß, wie das im Idealfall eigentlich aussehen soll. Das ist das Problem der Verbände. Ich diskutiere auch nicht über Noten, die akzeptiere ich, aber in solchen Fällen manchmal auch nicht kommentarlos. Hatte schon häufiger das Gefühl, daß bspw. bei der Bemuskelung nicht Vergleichsschafe der gleichen Rasse genommen werden, sondern die Schafe, die der Richter so kennt. Ein einjähriges WSN wird im Vergleich zu einem Merino-Fleischschaf immer schlechter abschneiden. Aber wenn man halt Merinos gewohnt ist (auch ich habe nur an solchen Tieren die Bewertung gelernt), dann ist das halt so im Kopf und Gefühl. Selbst wenn man 5 Jungwidder gleichzeitig vorstellt, wird der beste der 5 nie die Höchstnote bekommen, wenn der Richter die Rasse nicht kennt. Kann damit gut leben.

Und ja, es zeugt auch von Respekt des Verbandes/Richters gegenüber dem Züchter, wenn er ein Minimum an Interesse an dessen Rasse zeigt und nicht nur Beiträge kassiert.

LG
Steffi
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smallfarmer
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Re: International unterschiedliche Begutachtungsprämissen

Beitrag von smallfarmer »

Sorry, ich hatte heut nachmittag wohl gerade mal Kopfkino. Ich habe jetzt über 40 Jahre meine Schafe war aber noch nie auf einer Hofkörung anwesend.Sammelkörungen mit anschließender Auktion kenne ich in vielen Bundesländern. Ich hatte mir ein Körteam mit A. Ri er, R. Hei.z und M.Steff..z im Ring vorgestellt und jemand am Ring eifrig mit der schweizer Zuchstandart winkend vorgestellt.
So wie du die Hofkörung beschreibst hat sie je wenig Sinn, bestätigt in mir auch wieder meine persönliche Meinung, das Auktionen wie sie hier
in Deutschland laufen, nicht unbedingt zielführend sind. Was bringt es uns wenn immer die dicksten Böcke die teuersten sind und z.B. dasss ML
dabei seine Mütterlichkeit verliert. Oder das z.B. ehemalige Landschafe zu Fleischrassen mutieren (Coburger)
Ein Bockkauf in dieser Art und Weise finde ich viel fairer.https://www.easy-rams.co.uk/ram-cost-calculator.
Wird übrigens von der Meatlinc Rasse schon seid über 10 Jahren gemacht
Macht ein Bock innerhalb einer garantierten Zeit den Abgang, wird er ersetzt
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Steffi
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Re: International unterschiedliche Begutachtungsprämissen

Beitrag von Steffi »

Deutschland ist halt kein Schafland (mehr).

LG
Steffi
Sheep happens
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Henry
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Re: International unterschiedliche Begutachtungsprämissen

Beitrag von Henry »

@smallfarmer: Wie wäre das nun mit einem solchen Bock und einem Landesschafzuchtrichter, der Langlebigkeit oder Fertilität oder eine geringe BCS-Schwankungbreite in „Exterieur“ zusammenfassen will? Kommt da ähnlicher Unsinn raus, wie bei fehlerhafter Bewollung, weil manche Rassen eben keine Wolle haben an Bauch, Beine, Po die Wolle aber kräuselt?
Henry
der
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Re: International unterschiedliche Begutachtungsprämissen

Beitrag von Stockmann »

grauwoller hat geschrieben: So 18. Okt 2020, 10:17 wenn man sich mit den einheimischen Rassen nicht zufrieden gibt, und Exoten importiert, kann man das meinetwegen machen. Aber dann von den Schafzuchtverbänden zu verlangen, dass sie sich hier gefälligst derart sachkundig machen, dass es der Qualität einer Körung im Ursprungsland entspricht, halte ich für unverschämt.

Christoph
Verstehe ich das richtig, Richter richten über Ihnen unbekannte Rassen deren Namen sie nichtmal aussprechen können und werden davon freigesprochen sich vor ihrer Urteilsprechung sachkundig machen zu müssen? Ist das nicht unverschämt gegenüber den Züchtern die mit viel Aufwand, Herzblut und Pioniergeist mal frische Ideen in die traditionsverliebte Schafzuchtindustrie zu bringen versuchen?

Ich ziehe ,wie schon so oft, einen Vergleich zur mir vertrauteren Pferdezuchtszene: Es gibt Zuchtverbände da richten die gleichen Leute über Kaltblüter, Warmblüter bis shetland ponies auf Bundeslandniveau und es gibt Zuchtverbände die konzentrieren sich zu 100 % auf die hochqualifizierte Springpferdezucht über Staats- und< sogar Kontinentsgrenzen hinweg.

Letztere haben sich innerhalb weniger Jahre an die Weltspitze gearbeitet, :jubel: die ersteren darben Mitleid erregend oft dahin! :grusel: Es ist eindeutig wohin die Züge fahren! :love:
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

Nolana: Schafe der Vernunft.
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Re: International unterschiedliche Begutachtungsprämissen

Beitrag von Fröschchen »

Auf bestimmte Rassen spezialisierte Zuchtverbände in D hätte was:
Wer "Exoten" hat (sind doch wohl überwiegend Hobbyschafhalter) oder Neu-Rassen (hierzulande wahrscheinlich ebenfalls genetische Enge) ist doch aus eigenem Interesse bereit, km innerhalb D zu machen.
Region, Population und Häufigkeit müssen natürlich im Verhältnis stehen.
Nur wenn es 5 HB-Züchter bundesweit verstreut gibt?
Dann ist's doch sinnfrei, wenn der regionale SZV über Schafe richten kann, die er nicht im Bestand hat. Demzufoge auch nicht kennt/ kennengelernt hat.
Förderalismus ad absurdum? :lachma:
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein. (Albert Einstein)
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Re: International unterschiedliche Begutachtungsprämissen

Beitrag von grauwoller »

Stockmann, ein Freispruch für Unwissenmheit ist keinesfalls von mir ausgesprochen worden, nur sollte derjenige, der eine ausgefallene Rasse aus sonstwoher anschleppt, die Messlatte für denjenigen der die Körung durchführt, nicht zu hoch legen. Ich bin vielmehr der Meinung, dass die die aus der Reihe tanzen, auch mehr Mitarbeit abliefern sollten, denn schließlich verursachen sie mit ihrem Treiben auch mehr Arbeit für den Verband. Unser Verband kauft jedes Jahr zur Körung Fachwissen aus Meck-Pomm ein, und das ist auch gut so. Würde ich das Leineschaf oder Moorschnucken züchten, bräuchte keiner aus dem "Ausland" kommen. Ich bin aber seit einigen Jahren mit 1 oder 2 Jährlingdböcken zur Körung auf Rügen, um meine Züchterei dem direkten Vergleich mit den Zuchtergebnissen im Ursprungsgebiet zu unterwerfen. Ich könnte es an dem Wochenende auch gut daheim auf dem Sofa aushalten, aber der Zeit- und Geldaufwand scheinen mir sinnvoll eingesetzt.
Der Verband ruft bestimmt nicht nach noch mehr Rassen, er muss sich vielmehr damit arrangieren, was die Schafhalter so alles anschleppen...
Ob der Standort der Züchter, oder das, was die jeweiligen Züchter mit ihrer Schafhaltung bezwecken, die Wahl der ausgefallenen Schafrasse rechtfertigt, möchte ich teils anzweifeln, aber das ist ja immer noch die Entscheidung eines jeden Züchters.
Unbestritten ist aber das Problem, dass die Kehrseite der Extravaganz, die Gefahr der genetischen Vereinsamung der Herde und der fehlende Vergleich zu anderen Züchtern, insbesondere der Züchter im Herkunftsgebiet ist.

Christoph
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