Klär mich mal einer übers Heu auf

Fenja
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Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Fenja »

Ich habe vor zwei Wochen einen rundballen Heu gekauft. Der Landwirt meinte, dass ist zweiter Schnitt . Zweiter Schnitt wäre Schaf- Heu. Erster Schnitt Pferde Heu.
Warum soll das so sein? Welche Vorzüge haben 1. Und 2. Schnitt.
Auf mich machte das Heu einen ganz guten Eindruck, aber ich habe auch keine Ahnung und es ist um meinen besser, als das Heu, dass auf meiner Wiese gemacht wurde (erst Ende juli; Gräser hatten schon ausgesamt)

Aber es wird trotzdem total viel von im Stall verteilt. Der Ballen ist nach 2 Wochen so gut wie weg. Und das bei 4 kleinen Schafen und 3 großen. Mit Stroh einstreuen muss ich gar nicht, weil die Schafe das mit dem Heu selbst erledigen. Ist aber ganz schön teures einstreu.

Aber vielleicht liegt es auch an meiner raufe. Habe mir da was aus Resten einer baustahlmatte zusammen gezimmert.
:Kuh:
Heumann
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Heumann »

Vielleicht etwas übertrieben, aber im Grunde ist es so:
Also dein Heu vom ersten Schnitt ist schon auf dem Stängel fast trocken. Da sind viele verholzte nährstoffarme Teile drin, evtl. haben sich die Pilze schon breit gemacht, wenig Energie, da kann man auch gleich Stroh füttern.
Der zweite Schnitt ist dann wieder frisch nachgewachsen und voller Energie im besten Zeitpunkt geschnitten und getrocknet.
Bevor ich bio geworden bin, habe ich auch Programme zum Schnittpunkt gemacht, aber Ende Juli war das nie. Ende Mai und dann ist das schon nicht mehr so optimal.
Als bio kann ich loslegen wann ich will, ohne Rücksicht auf die Natur und einfach mähen, wenn es passt. Dadurch ist das Futter viel besser als früher. Das Problem mit dem ersten Schnitt ist, dass es zum passenden Zeitpunkt meist kein Heuwetter gibt, sondern nur Silo.

Die Futterverschwendung liegt an der Raufe. Trograufe mit Kopfloch wäre besser.
Ich habe früher auch viel mit dem alten Heu eingestreut. Was sie nicht fressen wollen, ist meist auch nicht gut und schmackhaft.

Wenn ich jetzt wieder von Ideen anderer schreibe, die ich in Büchern gelesen habe, dreht der nicht lesende Teil des Forums wieder durch. Googel mal nach "bale Grazing".
Wilhelm
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Wilhelm »

Hi, noch was zum Heu. Heumanns Aussage möchte ich noch etwas vertiefen.
Grundsätzlich wird für Silage ca 2 Wochen früher gemäht als für Heu. Ist nicht überall gleich, komm6t auf den Standort an. Silage geht hier im südlichen Leinetal auf ca 90-150 m Seehöhe so ab Ende April, 1. Maiwoche los. Entscheidend ist das Stadium der Gräser.Ab Rispe im Halm fühlbar bis spätestens Spitzen ist der optimale Zeitpunkt für schon Masse und noch wenig RF. Je mehr RF desto schlechtere Siliereigenschaft. Siliert wird mit 30 bis max 40 % TS bei RF Gehalten von 16-20% da nur dann eine ausreichende Verdichtung erreicht wird.Höhere TS Gehalte werden als Gärheu bezeichnet
Für Heu ist für meine Qualitätsansprüche Beginn Rispe bis Beginn Blüte. Geht hie ab Mitte Mai los bis spätestens Ende Mai. Spätere Entwicklungsstadien ab Anfang Juni sind vom Futterwert her nur noch besseres Stroh.
Pferdehalter haben mal irgendwo gelesen oder gehört, daß Pferdheu viel RF enthalten muß weil sonst Verdauungsstörungn und Hufrehe die Folge sind.
Kleine Abschweifung: im Getreidebau versucht man auf Deubel komm raus Pilzbefall zu verhindern zwecks Gesunderhaltung der Pflanzen.
Pferdeheu von Ende Juni oder gar Juli, also nach der Blüte, ist aber naturgemäß völlig verrpilzt, auch wenn für das menschliche Auge nicht oder kaum sichtbar.
Folge ist die ständige Jammerei der Pferdeleute über staubiges Heu, über allergische Pferde die ständig Husten und der Hilfe des TA bedürfen und das das Heu eingeweicht werden muß um die Stauberei zu unterbinden.
Logisch, daß die Verpilzung umso geringer ist, je früher geschnitten wird. Das ist in aller Regel beim 2. Schnitt und besonders beim 3. Schnitt der Fall. Bei dem kann es aber auf Grund der fortgeschrittenen Jahreszeit und daher weniger Trockenstunden zu verlängerter Trockenzeit kommen. Dann steigt die Gefahr für Verpilzung leider wieder an.
Dazu kommt bei den späteren Schnitten weniger RF,mehr Eiweiß und vor allem mehr Energie, also deutlich höherer Futterwert und Schmackhaftigkeit und dadurch weniger Futterverschwendung.
Soviel zum Heu.
Heumann erwähnte auch die Gestaltung der der Futtervorlage oder Raufe.
Bei mir funktionieren die auf den Fotos zu sehenden Raufen und darunter befindlichen Trögen seit Jahrzehnten ganz hervorragernd.
Teils sind die Raufen aus versetzt übereinander geschweißten Q 130 Baustahlmatten und besonders funktionell aber etwas teurer aus Doppelstabzaunelementen. An denen füttere ich die Bockherde im Winter. ZZt 3 alte hornlose Nolanaböcke und einen stark gehörnten Nolana.
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Fenja
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Fenja »

Der erste Schnitt auf meiner Fläche war so spät, weil man dort vorher wegen Naturschutzgedöns nicht mähen durfte.
Werde ich aber auch nicht mehr machen. Ich lerne ja noch :lachma:


Was ich mich aber Frage, warum perfekte unbedingt den ersten Schnitt haben wollen. Zumindest sagt das mein Landwirt, bei dem ich auch bei kaufe, immer.


Wieviel Heu benötigt ihr pro Woche auf wieviel Schafe?

Bale grazing klingt ganz gut, wenn die draußen sind. Aber im Stall ist das wohl nicht machbar. Ich gehe mich auch, ob das mit meinen 7 Schafen überhaupt geht.
:Kuh:
Fenja
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Fenja »

Vielen Dank Wilhelm, auch für die Fotos!
Ich werde meine heuraufe mal überarbeiten
:Kuh:
Heumann
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Heumann »

Das sind super Raufen, wenn du gutes Futter hast und viel Zeit zum Füttern und Ausmisten.

Ich will niemals mehr Schafe im Stall mit Heu füttern, außer in einer ganz kurzen Kennenlernphase Mutter und Lämmer in ihrer Box.

Alles, was man da an Futter reinschleppt, muss man auch wieder rausschleppen.

Das ist nur sinnvoll bei Standweide am Stall und nötigem Nährstoffrücktransport auf die Heuflächen. Vielleicht in Zukunft nötig, wenn beknackte Grünwähler die Weidehaltung außerhalb von Hochsicherheitstrakten unmöglich machen. Aber bestimmt nicht sinnvoll, weil Schafe das Gehen prinzipiell nicht verlernt haben.
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Fenja »

Ich bin auch schon die ganze Zeit am überlegen, ob ich die Schafe wieder raus bringen soll. Bis auf eine haben alle gelammt. Das blöde ist nur, dass wir ein flaschenlamm haben, was jetzt 2 Wochen ist und oft die Flasche bekommt.
Aber auf der Wiese geht die heuverschwendung ja weiter

Beziehst du dich auf Wolfs-politik von den Grünen, heumann? Oder warum dürfen Schafe nicht draußen bleiben?
Wir wohnen hier, bezüglich Wolf zum Glück, in einem weinbaugebiet. Hier gibt's kein Wald, demnach auch keine Wölfe.
:Kuh:
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Steffi »

Fenja hat geschrieben: So 24. Jan 2021, 07:54 Hier gibt's kein Wald, demnach auch keine Wölfe.
Der war gut! :rofl:
Sheep happens
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von PrinzB »

Unsere Schafe (ca. 30 Muttern) bleiben das ganze Jahr über draußen. Jetzt im Winter erledigen sie den zweiten Schnitt. Bei Schnee werden jeden Tag 1 - 2 Kleinballen in kleinen Häufchen auf der Koppel verteilt. Trotz gutem Heu wollen sie jedoch lieber an das frische Grün und scharren den Schnee weg. Zwischendurch immer mal wieder ein paar Happen Heu und dann wieder zurück zum Gras.
Bei uns ist die Lammzeit erst im April.
Heumann
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Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Heumann »

PrinzB hat geschrieben: Mo 25. Jan 2021, 09:51 Unsere Schafe (ca. 30 Muttern) bleiben das ganze Jahr über draußen. Jetzt im Winter erledigen sie den zweiten Schnitt. Bei Schnee werden jeden Tag 1 - 2 Kleinballen in kleinen Häufchen auf der Koppel verteilt. Trotz gutem Heu wollen sie jedoch lieber an das frische Grün und scharren den Schnee weg. Zwischendurch immer mal wieder ein paar Happen Heu und dann wieder zurück zum Gras.
Bei uns ist die Lammzeit erst im April.
Das ist ein vernünftiger Weg, den ich auch so gehe.

Allerdings ist eine frühere Lammung auch nicht immer sinnlos. Dann hätte man bei sehr intensiver Fütterung auch schon Ostern Schlachtlämmer, außerdem kommt das Opferfest immer früher. So wie die Preise in den letzten Jahren waren, rechtfertigt sich das aber eigentlich nicht.
Auch für Herdbuchzüchter ist das wichtig. Durch frühe Lammung und ordentlich Kraftfutter bekommt man früh dickere Lämmer und kann diese Blender dann gut verkaufen.
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