Klär mich mal einer übers Heu auf

grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von grauwoller »

der Argumentation von PrinzB und Heumann muss ich widersprechen.
Ihr zieht es vor, euer mühsam gewonnenes Winterfutter auf der Wiese auszustreuen, es dort dem Regen und dem Schaftritt auszusetzen, um es dadurch zu entwerten? Was passiert mit dem zwangsläufig liegengebliebenen entwerteten Winterfutter, das löst sich ja nicht in Luft auf. Ihr könnt es natürlich liegen lassen, bis sich eine schöne matschige Pampe gebildet hat, die Grasnarbe darunter abgestorben ist, es dann langsam verkompostiert und sich irgendwann wieder eine neue Grasnarbe gebildet hat.
Stattdessen wir hier jemand, der Heuraufen mit Verstand gebaut hat, so dass das herausfallende Futter nicht direkt auf den Boden fällt, und entwertet wird, als jemand dargestellt, der sich unnötige Arbeit aufhalst, indem er jede Menge Futterabfall wieder aus dem Stall rausschaffen müsse.

Christoph
Benutzeravatar
Steffi
Förderer 2020
Förderer 2020
Beiträge: 1492
Registriert: Do 6. Okt 2016, 16:58
Wohnort: Untertaunus
Schafrasse(n): Walliser Schwarznasenschafe
Kontaktdaten:

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Steffi »

Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall.

Es hat doch jeder andere Verhältnisse vor Ort. Angefangen von der Stallgröße über die Zufahrt zur Weide, Lagermöglichkeiten fürs Heu, Arbeitskräfte und die zur Verfügung stehende Zeit. Jemand, der als Hobby oder im Nebenerwerb Schafe hält, kann und will vielleicht nicht frühmorgens oder spätabends noch im Dunkeln über schlammige Feldwege kilometerweit zu seinen Tieren fahren, um Wassertröge aufzutauen, zwei Ballen Heu vorzulegen und die Tiere im Taschenlampenlicht zu begutachten. Der andere hat ganz andere Voraussetzungen und kann und will die Tiere ganzjährig draußen halten.
Es gilt, für jede Situation die beste Lösung zu finden. Nicht jeder hat die baulichen Gegebenheiten, maschinenfüllbare Futtergänge realisieren zu können. Gerade im Schafbereich erlebe ich noch sehr viel Handarbeit.

Ich bin auch noch auf der Suche nach DEM System der Heufütterung, sowohl im Stall, als auch auf der Weide. Das Ganze wird erschwert durch meine Querhornträger. Die Futterverschwendung auf der Weide sehe ich nicht so kritisch. Wenn man die Raufe vor jeder Füllung versetzt, bilden sich darunter keine Heuberge unter denen die Grasnarbe weggammelt. Und das Wenige, was dort auf dem Boden landet, wird plattgetreten und dient dem Bodenleben als Nahrung. Problematischer ist da schon, wenn man mit dem Schlepper auf der nassen Weide Raufen auffüllen muß. Leider ist Frost in den letzten Jahren Mangelware.

LG
Steffi
Sheep happens
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von grauwoller »

Meine Kritik zielte auf das Verfüttern von Heu, indem mal es in Haufen auf der Wiese verteilt, so wie es PrinzB beschrieben , und Heumann für gut befunden hat. Das ist aus meiner Sicht Futterverschwendung. Ich füttere draussen auch mit mobilen Raufen, die aber mit Deckel ausgestattet sind, und dadurch den Wert meines Futters erhalten. In meinem Offenstall habe ich fest instalierte Raufen mit Trögen davor. Leider sind die nicht so toll an der langen Bahn wie bei Wilhelm, und ich muss sie zum Teil von innen befüllen. Der Stall wurde mit wachsendem Schafbestand immer wieder vergrößert, und so sind entsprechend Einzelraufen dazugekommen, was Fütterungstechnisch sehr aufwändig ist. Im Nachhinein hätte ich anders gebaut...

Christoph
Wilhelm
Beiträge: 148
Registriert: Do 29. Sep 2016, 10:36
Wohnort: Northeim
Schafrasse(n): Nolana, Soay
Herdengröße: 25
Kontaktdaten:

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Wilhelm »

Die Futterverschwendung bei Raufenfütterung ist u U von wenigen cm abhängig. Die auf den obigen Bildern gezeigte lange Raufe besteht so schon seit über 20 Jahren. Auf meiner HP unter "Verhalten"gibt es Fotos dieser Raufe wo Sauen Schafe und Hirsche gleichzeitig nebeneinander fressen. Die Heuverschwendung ist minimal. Hierbei steht die Krippe ca 32 cm vom tiefsten Punkt der Raufe über. Ebenfalls ca 32 cm steht der tiefste Punkt der Raufe über dem Rand des Trages.
Die kurze Raufe hatte zu Anfang ca 30 % Verlust. Das Fressgitter stand dabei auf dem Kripppenrand. Nachdem ich den tiefsten Punkt des Fressgitters ebenfalls auf 32 cm über Trogkante erehöht habe gehen auch hier die Verluste gegen Null. Es fehlen leider noch ca 12 cm Krippenbreite. Werde ich noch verbreitern.
Gegebenenfalls müssen die Maße bei anderen Rassen etwas variert werden.
An der kurzen Raufe stehen 3 Hornlose Nolanaböcke von 110, 90 und 1 Jungbock mit 80 kg und 1 stark gehörnter ca 100 kg Nolanabock sowie ein Soayjährling von 30 kg. So als Größenbeispiel.
Ich gebe Grauwoller völlig Recht wass er zum Wert des Heues sagt.
Wirklich gutes Kleegrasheu oder Luzernegrasheu kostete mich in 2020 17,50€/dt. Das ist der Preis, für den ich Hafer verkauft habe.
Gruß, Wilhelm
Benutzeravatar
Steffi
Förderer 2020
Förderer 2020
Beiträge: 1492
Registriert: Do 6. Okt 2016, 16:58
Wohnort: Untertaunus
Schafrasse(n): Walliser Schwarznasenschafe
Kontaktdaten:

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Steffi »

Ich hab noch eine Verständnisfrage zu den von Wilhem gezeigten Raufen/Trögen, hab mit denen noch nicht gearbeitet.
Das Heu kommt in die Raufe, rausgezogene Reste fallen in den Trog, bleiben dort sauber und werden noch gefressen. Wie macht ihr das dann mit dem Kraftfutter? Trog erst von Heu befreien (wieder in die Raufe werfen) oder KF einfach übers Heu streuen und nur alle paar Tage mal saubermachen?

LG
Steffi
Sheep happens
Wilhelm
Beiträge: 148
Registriert: Do 29. Sep 2016, 10:36
Wohnort: Northeim
Schafrasse(n): Nolana, Soay
Herdengröße: 25
Kontaktdaten:

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Wilhelm »

Hi Steffi,
mal so mal so. :) Blanker Trog bedeutet, kein Heu mehr drin. Aber natürlich gibt es einiges im Heu was nicht gefressen wird:Erde, Steine, abgebrochene Heuwenderzinken, eingepreßte Blindschleichen, Stengelreste vom Roten Heinrich, Reste von Hundestöckchen, gebrauchte Kondome usw.
Wenn denn mein oben erwähnter Lockhafer gefüttert wird bzw das Mineralfutter in den Trog gestreut wird, dann fege ich einfach mit nem Besen durch.
Wenn in Laktationszeiten mehr Luzerne gefüttert wird bleiben die holzigen Luzernestengel, "Luzerneholz" allerdings auch zurück, sehr zur Freude unserer Pferde die dieses Holz als absolutes Leckerlfutter auch ihrem Hafer vorziehen.
Kommt also so oder so nichts um. :)
Gruß, Wilhelm
Benutzeravatar
Steffi
Förderer 2020
Förderer 2020
Beiträge: 1492
Registriert: Do 6. Okt 2016, 16:58
Wohnort: Untertaunus
Schafrasse(n): Walliser Schwarznasenschafe
Kontaktdaten:

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Steffi »

Ups, das mit dem blanken Trog hab ich wohl überlesen...
Meine Mähdels sind, wenn alles so läuft wie es soll, nur kurz im Stall zum Ablammen und kommen dann grüppchenweise wieder raus, wenn die Lämmer fit auf den Beinen sind. Ich bin mit meiner Raufe eigentlich zufrieden, nur leider hüpfen da die Lämmer immer rein - mit dem Ergebnis, daß die Mütter das Heu nicht mehr anrühren. Da ich einen weiteren Teil des Stalles jetzt mitnutzen kann, steht da Raufenbau an und ich werde wohl mal Deine Konstruktion ausprobieren. Allerdings neige ich dazu, Hochschwangere bzw. frisch gebackene Mütter zu verwöhnen. Blanker Trog traue ich mich da nicht wirklich, es gibt morgens und abends etwas Hafer/Gerste zum Heu. Alternativ könnte ich das Verschmähte aus dem Trog von den Hammeln nochmal durchfressen lassen, bei denen bin ich etwas weniger weichherzig :rotwerd:

Da wir drei Dürrejahre in Folge hatten, ist Heu und erst Recht Grummet mittlerweile Mangelware und kaum zu bekommen. Das eigene reicht nicht aus, so daß ich aktuell noch auf Zukauf angewiesen bin. Da will man natürlich nicht, daß ein Großteil davon in der Einstreu landet. Kraftfutter ist deutlich leichter und billiger zu besorgen. Von meinem Luzerne-Kleegras-Heu haben die Viecher die Stängel zum größten Teil mitgefressen.

LG
Steffi
Sheep happens
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von grauwoller »

In diesem Winter bin ich dazu übergegangen, Heu und Heulage in Kombination zu verfüttern, und das mit angenehmem Nebeneffekt:
3/4 der Raufen werden mit Heulage befüllt, die wird regelrecht eingeatmet, also ruckzuck blank. In die verbliebenen Raufen kommt das Heu, welches anfangs gemieden wird, aber bis zur nächsten Futtergabe dann doch gefressen wird. Das schafft in meinem relativ engen Stall für Lämmer, oder gerade abgelammte oder gerade lammende Muttern einen idealen Rückzugsort. Es gehen dann ja auch alle erst mal raus zum Wiederkauen, und die Heufresser, die dann sporadisch reinkommen, verursachen keine Probleme.

Christoph
Benutzeravatar
PrinzB
Beiträge: 201
Registriert: Do 9. Mai 2019, 11:39
Wohnort: Harz
Schafrasse(n): Kamerun --> Verdrängungszucht in Richtung Wiltshirehorn
Herdengröße: 65

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von PrinzB »

@Grauwoller
Wir treiben die Schafe momentan aller 4 - 5 Tage auf eine neue Koppel. D.h. wir reden hier bei 1 - 2 Kleinballen/Tag über die Reste von max. 5 - 10 Ballen/Koppel. Die Anzahl richtet sich nach Schneelage und Umtriebstag (liegt kein Schnee, so füttern wir auch nicht zu). Auch wenn die Schafe lieber Gras frei scharren und fressen, so ist das Heu am nächsten Tag dennoch fast komplett weg. Da wir jeden Ballen in ca. 5 kleinen Häufchen ablegen und jeden Tag die Stellen wechseln, verteilen sich sogar die Reste und man sieht nach den 4 - 5 Tagen kaum noch etwas davon.
Bei Raufen habe ich, verglichen damit, schon mehr Heuverluste gesehen. Insbesondere deshalb weil die Tiere nicht vom Boden fressen sondern beim Fressen das runterfallende Heu breitlatschen. Das hängt aber natürlich auch von der Bauart der Raufe ab.
Heumann
Beiträge: 594
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Klär mich mal einer übers Heu auf

Beitrag von Heumann »

grauwoller hat geschrieben: Di 26. Jan 2021, 10:27 der Argumentation von PrinzB und Heumann muss ich widersprechen.
Ihr zieht es vor, euer mühsam gewonnenes Winterfutter auf der Wiese auszustreuen, es dort dem Regen und dem Schaftritt auszusetzen, um es dadurch zu entwerten? Was passiert mit dem zwangsläufig liegengebliebenen entwerteten Winterfutter, das löst sich ja nicht in Luft auf. Ihr könnt es natürlich liegen lassen, bis sich eine schöne matschige Pampe gebildet hat, die Grasnarbe darunter abgestorben ist, es dann langsam verkompostiert und sich irgendwann wieder eine neue Grasnarbe gebildet hat.
Stattdessen wir hier jemand, der Heuraufen mit Verstand gebaut hat, so dass das herausfallende Futter nicht direkt auf den Boden fällt, und entwertet wird, als jemand dargestellt, der sich unnötige Arbeit aufhalst, indem er jede Menge Futterabfall wieder aus dem Stall rausschaffen müsse.

Christoph
Er muss Mist und Futter durch die Gegend schleppen, nicht Futterreste. Durch gute Raufen verhindert man ja gerade den Futterabfall.

Ich habe schon alles gemacht (das mal um die Fraktion zu überzeugen, die niemals fremdes Wissen in Büchern lesen wollen und/oder können), auch "das mühsam gewonnene Winterfutter" mit per Hand in Raufen verteilt.
Ganz klare Erkenntnis: nie wieder!

Die "Verluste" (es sind eigentlich keine, weil so ist das Futter für den Boden und nicht für die Schafe) rechtfertigen in keinem Fall den Aufwand des händischen Fütterns und erst recht nicht den Aufwand für die Mistwirtschaft. Was da an Zeit und Geld komplett hirnlos vergeudet wird, geht auf keine Kuhhaut.

Da wo der Ballen auf der Wiese (ob Dach über der Raufe oder nicht ist bei Herdengröße über ner Handvoll ebenfalls scheiß egal, ich mache beides.) wächst erstmal nichts, ABER
1. ist die Flächengröße von der Qualität des Futters abhängig. Mieses Futter gibt mehr Reste.
2. ist die Dauer der Fläche vom Boden und dem Wetter abhängig.
3. Der Kaufpreis für einen Quadratmeter Weide und damit sein Wert ist bei um 1€. Und man kann davon wenige Quadratmeter ganz kurz nicht nutzen und hat ihn den Rest seines Lebens zur Verfügung.

Ich habe im ersten Jahr sogar noch im Frühjahr den Rest von der Weide gekratzt. Dann habe ich Bücher von Leuten gelesen, die das auch so nur viel größer machen und seit dem lasse ich das Zeug einfach liegen. Das Mähwerk fährt da einfach drüber und beim Schwaden fahre ich Kurven. Nach einem Jahr ist alles weg.

Ich habe noch nicht die absolut perfekte Methode, aber denke jedes Jahr über Verbesserungen nach.
Im nächsten Jahr will ich entweder die gewickelten Ballen gleich auf der Weide verteilen oder im Herbst (Diebstahlgefahr).

Die ganze Erntelogistik ist ebenfalls einsparbar, nicht nur die Mistlogistik. Das sind alles Verfahren aus vergangenen Zeiten, als Arbeitszeit nichts kostete und Wolle noch einen Wert hatte.
Antworten