Flushing

Benutzeravatar
Steffi
Förderer 2020
Förderer 2020
Beiträge: 1492
Registriert: Do 6. Okt 2016, 16:58
Wohnort: Untertaunus
Schafrasse(n): Walliser Schwarznasenschafe
Kontaktdaten:

Re: Flushing

Beitrag von Steffi »

Hm, das mag ja alles sein... :gruebel:
Über 16 Jahre und jetzt auch schon wieder 6 Jahre mit den Schwarznasen, habe ich in meinem Betrieb die Feststellung gemacht, daß es individuell an der Mutter liegt, ob sie Einlinge oder Zwillinge bekommt. Da ich nicht viele Schafe habe und diese i.d.R. auch lange bei mir bleiben, kann ich das gut nachverfolgen. Ein Mutterschaf bringt mir von Anfang an 6kg Einlinge (da könnte man eine Waage mit eichen), obwohl sie die kleinste in der Herde ist. Auch einige andere bringen ausschließlich Einlinge, andere verlässlich Zwillinge. Derselbe Widder, dieselbe Fütterung, jedes Jahr, egal, wie das Futter ist.
Wir hatten die letzten drei Jahre extreme Trockenheit, so auch dieses Jahr wieder. Diesmal allerdings bisher ohne die Hitzewellen. Aber Regen bisher Fehlanzeige. Die Schafe haben dennoch ihre Lämmer gut großgezogen und wie gewohnt etwas Hafer dazu bekommen. Lämmergewichte sind im Rahmen des Üblichen (zwischen 30 und 35 kg/100 Tage), wobei nicht einmal die Einlinge die schwersten sind.
Ich schaue, daß die Mutterschafe nicht zu sehr abbauen während der Aufzucht und zur Deckzeit alle top in Form sind (Ernährungszustand, Klauen, Parasiten), alle Impfungen, etc. werden vorher erledigt und den Rest lasse ich die Natur übernehmen. Heu wird nach Bedarf dazugegeben, in den letzten Jahren war der Bedarf oft schon ab September/Oktober da. Mineralfutter gibt es immer. Aufgestallt wird nur, wenn das Wetter lange naß und kalt ist, ansonsten erst kurz vor der Ablammung. Es läuft jedes Jahr etwas anders was die Weide- und Stallzeit, die Futtermenge und -qualität angeht, aber Einlinge und Zwillinge kann ich, bis auf ganz wenige Ausnahmen, immer ziemlich sicher buchen.

LG
Steffi
Sheep happens
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Flushing

Beitrag von grauwoller »

Steffi, das ist ja alles zutreffend was du da mit deinen Schafen machst, also eine gute Rundumversorgung .
Mir geht es aber um einen Impuls für mehr Eisprünge, und da kommt das Flushing, auch genannt Stossfütterung ins Spiel, wo man durch eine gezielte Fütterung zur rechten Zeit, einiges bewirken kann. Dass manche Tiere genetich zu Einlingen oder Mehrlinge veranlagt sind, ist wohl richtig, nichtsdestotrotz ist die Fütterung noch entscheidender verantwortlich dafür, wieviele Lämmer es gibt. In dem Zusammenhang interessierte mich der richtige Zeitpunkt, wann ich die Fütterung von karg auf eiweissreich umstelle. Ich könnte natürlich auch in Volldünger oder Stickstoffdünger investieren, da hab ich dann als Folge auch mehr Lämmer, ist eine Rechenaufgabe....

Christoph
Benutzeravatar
Steffi
Förderer 2020
Förderer 2020
Beiträge: 1492
Registriert: Do 6. Okt 2016, 16:58
Wohnort: Untertaunus
Schafrasse(n): Walliser Schwarznasenschafe
Kontaktdaten:

Re: Flushing

Beitrag von Steffi »

Christoph, ja, ich weiß, was Flushing ist - und wollte nur berichten, daß das bei mir keinen Einfluß hat auf Mehrlingsgeburten. Bedingt durch die drei letzten Dürrejahre, die bei uns wirklich sehr ausgeprägt sind, hatten wir nach der Heuernte immer sehr knappe Wiesen, weil einfach nichts nachwuchs. Erst kurz vor der Deckzeit gab es wieder frische Wiesen. Also ungewolltes flushing, wenn man so will. Hatte aber auch keine Auswirkungen auf das Ablammergebnis. Die Einlingsmütter haben Einlinge bekommen, die Zwillingsmamas ihre Zwillinge. Genauso wie in Jahren mit relativ gleichmäßiger Versorgung.

LG
Steffi
Sheep happens
Benutzeravatar
peter e.
Förderer 2024
Förderer 2024
Beiträge: 709
Registriert: Do 29. Sep 2016, 22:52
Wohnort: Mittelhessen
Schafrasse(n): -ohne-
Herdengröße: 0

Re: Flushing

Beitrag von peter e. »

grauwoller hat geschrieben: Do 23. Jul 2020, 09:35 Peter, ich weiss ehrlich gesagt, nicht was du mir sagen willst.
Die schlechte Ablammquote liegt mit Sicherheit nicht an der Spermaqualität meiner Böcke, vielmehr sind knappe Futtermenge durch Trockenheit, und niedrige Energieinhalte im Fuitter durch minimale Düngung über die Jahre, hierfür verantwortlich. ......
Grüße Christoph
Das was Steffi dargestellt hat wollte ich damit höflich umschreiben: gnadenlos die Muttern nicht mehr in die Produktion geben, die - obwohl sie könnten - "nur" Einlinge bringen. Und die Bockauswahl sollte sich nicht auf eine -Linie- beziehen sondern auf die Weitergabe der Eigenschaften.
Ich habe einmal drei Jahre auf die Erkenntnis warten müssen, dass eine Mutter grundsätzlich von Zwillingen das männliche nicht angenommen hat.
Sie ist dann verspeist worden.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
Benutzeravatar
Steffi
Förderer 2020
Förderer 2020
Beiträge: 1492
Registriert: Do 6. Okt 2016, 16:58
Wohnort: Untertaunus
Schafrasse(n): Walliser Schwarznasenschafe
Kontaktdaten:

Re: Flushing

Beitrag von Steffi »

Vielleicht mochte die einfach keine Jungs?
Ich selektiere nicht auf Einling/Zwilling. Hauptsache gesund, allein gelammt, Mutter kümmert sich und hat genug Milch. Und jeder bekommt hier eine 2. Chance. Auch wenn meine Herde klein ist, habe ich keine Lust auf Flaschenlämmer oder Geburten, bei denen man ständig helfen muß.

LG
Steffi
Sheep happens
Heumann
Beiträge: 594
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Flushing

Beitrag von Heumann »

Bei mir bekommt niemand eine zweite Chance, der Geburtsprobleme macht und bleiben dürfen nur Zwillingslämmer. Drillingsgeburten sind absolut unerwünscht bei mir. Man muss auch aufpassen, die reine Zucht, vor allem Herdbuch, prahlt mit Zahlen. Geburtenrate bei über 200 % und Tageszunahmen von xy Gramm.

Verschwiegen wird dann die hohe Todesrate, die hohe Flaschirate, die Mehrarbeit durch Drillinge, das Verschieben des offiziellen Geburtstags, der imense Kraftfuttereinsatz...
smallfarmer
Beiträge: 455
Registriert: Do 29. Sep 2016, 21:33

Re: Flushing

Beitrag von smallfarmer »

Hier von wird mann nicht dümmer
http://beefandlamb.ahdb.org.uk/wp/wp-co ... eturns.pdf
Ich würd die nochmal vor der Deckzeit mit was passendem drenchen.
Benutzeravatar
Steffi
Förderer 2020
Förderer 2020
Beiträge: 1492
Registriert: Do 6. Okt 2016, 16:58
Wohnort: Untertaunus
Schafrasse(n): Walliser Schwarznasenschafe
Kontaktdaten:

Re: Flushing

Beitrag von Steffi »

Heumann hat geschrieben: Fr 24. Jul 2020, 07:03 Bei mir bekommt niemand eine zweite Chance, der Geburtsprobleme macht und bleiben dürfen nur Zwillingslämmer. Drillingsgeburten sind absolut unerwünscht bei mir. Man muss auch aufpassen, die reine Zucht, vor allem Herdbuch, prahlt mit Zahlen. Geburtenrate bei über 200 % und Tageszunahmen von xy Gramm.

Verschwiegen wird dann die hohe Todesrate, die hohe Flaschirate, die Mehrarbeit durch Drillinge, das Verschieben des offiziellen Geburtstags, der imense Kraftfuttereinsatz...
Ich betreibe mit meinen Schafen seit 6 Jahren Herdbuchzucht. Vielleicht mache ich ja was falsch, weil ich nichts von den Dingen tue, die Du oben beschreibst :gruebel: Meine Flaschenlamm-Quote in 16 Jahren Schafzucht: 0,00. Wirklich, ich hatte noch nie ein eigenes Flaschenlamm, hab aber schon fremde Flaschis aufgezogen, die dann selbst gute Mütter wurden. Aber bei mir brüten auch Legehybriden... Auch von anderen Muttern "geklaute" Lämmer gab´s bisher nicht, obwohl ich meistens nicht separiere. 2006/2008 hatten wir Probleme mit Blauzunge und einige Tiere verloren. Gab ja dann die Impfung. Anfangs mit den WSN hatten wir einige Todesfälle durch Breiniere bei den Widdern. Seit wir konsequent impfen und die Fütterung der Jungs umgestellt haben, auch da keine Verluste mehr. Die wenigen Tiere, die ich in den letzten Jahren verloren haben, waren Unfälle (Flugzeugabsturz, junges Lamm im Zaun erhängt) und ein Mutterschaf durch Tumor. Nur die Klauen sind immer wieder mal ein Problem, weil ich halt nicht im Hochgebirge lebe. Die letzten drei trockenen Jahre waren dafür zumindest gut.

Ich war aber anfangs auch erstaunt, welche Schlupflöcher es in der HB-Zucht gibt und wo man überall schummeln könnte, wenn man wollte. Da ich aber ein miserables Gedächtnis habe, bleibe ich lieber bei der Wahrheit. Was hätte ich auch davon? Ich freue mich, wenn ich aus - vielleicht nicht ganz so optimalen - Elterntieren ein besseres Lamm ziehe, dieses bei meiner Fütterung (Muttermilch, Heu, Gras, etwas KF nur für die Mutter) gut gedeiht und ich Spaß an den Tieren habe. Tageszunahmen berechne ich erst seit zwei Jahren aus eigener Neugier und weil der Verband das so haben will. Aufgefallen ist mir dabei bisher, daß so manches vermeintlich schmächtige Lämmchen den Wonneproppen nach 4 Monaten kaum noch nachsteht.

Aber das hat jetzt nicht wirklich was mit dem Thema "Flushing" zu tun, wollte es nur nicht so unkommentiert stehenlassen.

LG
Steffi
Sheep happens
Heumann
Beiträge: 594
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Flushing

Beitrag von Heumann »

Weiter wichtig bei den Zahlen: die Gesamtgröße der Herde, die fast immer unterschlagen wird. Mit 4 bis 40 gut bemutterten Schafen kann man ganz anders schnacken als mit 400.
Benutzeravatar
Steffi
Förderer 2020
Förderer 2020
Beiträge: 1492
Registriert: Do 6. Okt 2016, 16:58
Wohnort: Untertaunus
Schafrasse(n): Walliser Schwarznasenschafe
Kontaktdaten:

Re: Flushing

Beitrag von Steffi »

400 und mehr Schafe hat ja kaum noch jemand. Laut HVSZH nur noch ca. 1% der Schafhalter in Hessen. 91% der Schafhalter haben max. 30 MS. Der durchschnittliche schafhaltende Betrieb in Hessen besitzt 23 Tiere. Für andere Bundesländer kann ich nicht sprechen, da hab ich keine Zahlen.
Man sollte nur so viele Schafe halten, wie man auch gut bemuttern kann :engel1:

LG
Steffi
Sheep happens
Antworten