2.-3. Mai 2020 Joel Salatin Masterclass in Pöggstall (Österreich)

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Manfred
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2.-3. Mai 2020 Joel Salatin Masterclass in Pöggstall (Österreich)

Beitrag von Manfred »

Manuel Winter (Change Grazing) holt zusammen mit einigen Freunden Joel Salatin nach Österreich:

www.joelsalatinmasterclass.at
schafbauer
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Re: 2.-3. Mai 2020 Joel Salatin Masterclass in Pöggstall (Österreich)

Beitrag von schafbauer »

Mal so eine Frage am Rande: "Auf 40 ha Grasfläche erwirtschaftet Salatin im Jahr 350.000 Eier, 12.000 Fleischhühner, 50 Fleischrinder, 800 Truthähne, 500 Kaninchen und im Wald 250 Fleischschweine. "

Wie ist das möglich? abgesehen von den N und GVE Werten die bei uns in Europa schon hässlich würden werden. Hendln und Schweine brauchen Getreide....wächst dass auch auf Grasland?

Den Mann in Ehren, aber wenn ich dauerhaft maximum meine Fläche (über)dünge, komme ich auch recht flott auf ansehnliche Humuswerte. Hab meine sandigsten und schlechtesten Ackerflächen auch bereits auf 8% Humus getrimmt und dass nur mit Schafsmist....und auch jede Menge davon.

Ich will jetzt keine Diskussion vom Zaun brechen, aber wenn man sich die Zahlen und WErte die so nebenbei stehen (Tierbestand, betriebl Umsatz) und dann was der Vortrag kostet, weis ich nicht ob der gute Mann so gut ist. 2,5 Mille Umsatz auf mehreren Betrieben ist ehrlich gesagt nicht viel. Bin mit meinem süssen Schafsbetrieb im 1 Mann Verfahren schon auf einer Viertelmille :gruebel:
Ich denk der hat mehr Verständnis für die Umwelt und ein gutes gespür was dem Boden und den Tieren gut tut.

Aber wie macht man Mobbgrazing mit 50 Stück Vieh und Futterernte auf 40ha :gruebel:
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
Manfred
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Re: 2.-3. Mai 2020 Joel Salatin Masterclass in Pöggstall (Österreich)

Beitrag von Manfred »

Man muss halt sehen, dass die ohne Ausgleichszahlungen etc. arbeiten.
Wie hoch ist den dein Umsatz ohne diese Zahlungen? Und auf wie viel Fläche?
Der Betrieb betreibt intensive Veredelung auf der Fläche. Die Erzeugnisse (jenseits des Eigenbedarfs) gehen komplett in die hochpreisige Direktvermarktung.

Hähnchen und Puten werden als Eintagsküken zugekauft (Mastrassen), im Stall vorgezogen und abgehärtet und dann in mobilen Käfigen, die 1 oder 2 x täglich umgesetzt werden (Hähnchen) bzw. mit einfachen mobilen Schutzdächern mit Sitzstangen darunter mobilen Geflügelnetzen (Puten) auf der Weide fertig gemästet.
Die Legehennen haben im Sommer ebenfalls einfache, mobile Schutzdächer mit Sitzstangen und Legenesten. Im Winter werden sie wie die Kaninchen in den Gewächshäusern einquartiert, in denen im Sommer überwiegend Tomaten angebaut werden.
Die Mutterkaninchen werden nach meiner Erinnerung in Boxenställen auf Gitterboden gehalten. Die Mast der Jungtiere erfolgt in mobilen Käfigen auf der Weide.
Die Rinder dienen gehen jeweils zuerst über die Fläche, danach folgen Geflügel und Kaninchen.
Die Rinderherde ist nach meinem letzten Stand größer und wandert über mehrere angeschlossene Betriebe.
Auf dem Hof arbeiten geschätzt ca. 20 Leute. Der Betrieb hat eine eigene Kantine mit Koch und großem Gemüsegarten.

Die Schweine werden als Ferkel zugekauft und in Wechselausläufen mit Futterautomaten auf den knapp 100 ha Waldflächen des Betriebs gehalten.
Der Betrieb hat auch ein eigenes Kleinsägewerk und vermarktet zudem Brennholz.
Zu den 40 ha reinem Grünland dürfte noch einiges an "Savanne", bzw. Waldweide kommen.

Geflügel und Schweine sind nur im Sommerhalbjahr auf dem Hof.
Die Rinder weiden fast das ganze Jahr. Inzwischen evtl. ganzjährig. Als ich mir vor Jahren mal näher damit befasst hatte, gab es noch eine Art Unterstand, wo bei Bedarf einige Wochen Heu gefüttert wurde.

Durch das Kraftfutter für Schweine, Geflügel und Kaninchen kommen natürlich sehr viele Nährstoffe rein. Gleichzeitig gehen durch Fleisch und Eier aber auch sehr viele wieder raus.

In der Gesamtschau ist das System aus meiner Sicht nicht optimal, aber halt eine pragmatische Lösung, wirtschaftliche Notwendigkeiten auf Seiten der Landwirtschaft, eine halbwegs tiergerechte Haltung und die Ansprüche der Verbraucher unter einen Hut zu bringen.

Wen das System interessiert, dem sei das neue Buch von Richard Perkins ans Herz gelegt.
Der legt seine Zahlen auf den Tisch und sagt auch ganz klar, dass es für eine hohe Produktionsmenge eben auch den nötigen Energie-Input braucht.

Was die Familie Salatin macht (der Hof läuft ja seit einiger Zeit auf den Sohn) kann man in diversen Youtube-Videos ansehen.
Selbst wenn man kein Englisch versteht, lässt sich doch vieles erkennen und ableiten.
Manfred
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Re: 2.-3. Mai 2020 Joel Salatin Masterclass in Pöggstall (Österreich)

Beitrag von Manfred »

Auf 40 ha Grasfläche erwirtschaftet Salatin im Jahr 350.000 Eier, 12.000 Fleischhühner, 50 Fleischrinder, 800 Truthähne, 500 Kaninchen
350.000 Eier wären bei 320 Eiern / Henne und Jahr knapp 1.100 Hennen.
1 Henne = 0,0034 GV, also zusammen 3,74 GV.

12.000 Hähnchen bei 6 Wochen Mastdauer wären im Jahresschnitt 12.000 * 6 / 52 = 1385 Hähnchen.
x 0,002 GV/Mastplatz = 2,77 GV

800 Puten bei 150 Tage Mastdauer wären 800 x 150 / 365 = 329 Putenplätze
* 0,018 GV (männlich und weiblich gemischt) = 5,71 GV

500 Mastkaninchen bei 85 Tagen Mastdauer wären 500 x 85 / 365 = 117 Kaninchen
x 0,003 GV = 0,35 GV. Lass es mit den Mutterkaninchen 0,5 GV sein.

Wären zusammen knapp 13 GV Kleinvieh + die Rinder (für die bräuchten wir nähere Infos, wie die Zahl berechnet wird).
schafbauer
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Re: 2.-3. Mai 2020 Joel Salatin Masterclass in Pöggstall (Österreich)

Beitrag von schafbauer »

Manfred hat geschrieben: Di 4. Feb 2020, 13:09 Lass es mit den Mutterkaninchen 0,5 GV sein.
:eek: :rofl:

mit Rindern wird er dann an die 100 GVE ran kommen. Ich hab 96 GVE auf 55 ha und meine Förderung macht 8 Prozent vom Betrieb aus. Also ähnlich Fläche zu Tierbestand. Meines Wissens bekommen Amis wesentlich mehr Subvention als Europäer. Unser System ist ja auch ein amerikanisches System. Deshalb ist es ja auch :grant:
Die Biobetriebe die ich kenne und am Düngemaximum liegen, haben auch kein Düngeproblem am Hof. Mir sagte mal ein Bio: viel hilft viel :koch:

kannst du ein Buch empfehlen ? ich habe weder zeit zum Vortrag zu gehen noch zeit über 40 Bücher zu lesen :drama2: ich möchte den Herrn nicht kritisieren (vorallem bevor ich nicht weis was er macht) aber die Voraussetzungen und gesetzl Gegebenheiten sind sicher andere.

Macht er gar keinen Gemüsebau? ausser tomaten was ich gerade gelesen habe.
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Manfred
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Re: 2.-3. Mai 2020 Joel Salatin Masterclass in Pöggstall (Österreich)

Beitrag von Manfred »

Empfehlen würde ich wie gesagt das neue Buch von Richard Perkins,
weil er unter EU-Bedingungen schafft und mehr Zahlen auf den Tisch legt.

https://www.regenerativeagriculture.co/

Die Bücher von Salatin selbst sind alle lesenswert. Er ist nicht umsonst der meistgelesene Agrar-Autor weltweit.
Aber wer etwas praxisnahes für Europa sucht, ist bei Perkins m.E. besser aufgehoben.
Auch von ihm gibt es eine Unzahl Videos auf YouTube.
Er hat sich jahrelang überall auf der Welt Praxisbetriebe angesehen und in der Beratung gearbeitet
und vor ein paar Jahren dann selbst einen Betrieb in Schweden gegründet.
Im Gegensatz zu Salatin, der ständig bemüht ist, Vorschriften auszuhebeln und dazu sogar einen eigenen Klagefonds gegründet hat,
bemüht sich Perkins in Absprache mit den Behörden mögl. kostengünstige Lösungen zur Einhaltung der EU-Vorgaben zu erfüllen.

Inwieweit auf dem Betrieb Salatin Market-Gardening aktuell eine Rolle spielt, kann ich nicht sagen.
Mein letzter Stand war, dass der Garten hauptsächlich für die eigene Küche arbeitet. Auf der Website bieten sie kein Gemüse an. Nur Fleisch und Eier.
Bei Perkins nimmt der Gartenbau in der Praxis wie in den Büchern und Videos eine wichtige Rolle ein.
Guybrush
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Re: 2.-3. Mai 2020 Joel Salatin Masterclass in Pöggstall (Österreich)

Beitrag von Guybrush »

Bücher sind geduldig, deshalb gestatte man mir auch eine so späte Antwort ;)
https://books.google.de/books/about/You ... edir_esc=y
Ist jetzt wohl kein Buch für dich im Sinne einer Handlungsbeschreibung, ist auch nicht das alleraktuellste, aber mal ein netter Überblick und ein interessanter Einblick bei Salatin.

Gruß, Rick
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