Futtergrundlage - vertrocknet

Ilse
Beiträge: 213
Registriert: Mi 23. Mai 2018, 19:25

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von Ilse »

grauwoller hat geschrieben:was für hygienische Auswirkungen vermutest du denn, wenn ich fragen darf?
Was für eine Frage!

Grundsätzliches erfährst Du hier
https://www.pferde-zucht-haltung.de/aus ... uetterung/ und
https://qtn.de/herstellungsprozess/ da.

Das Standardproduktionsverfahren für (gute) Heucobs schließt eine Warmlufttrocknung des Heus (eigentlich: des angewelkten Grases) ein. Dieser Produktionsschritt erfolgt möglichst rasch nach dem Mähen, so daß die Gefahr einer Belastung mit Schimmelpilzen minimiert wird - zudem erfolgt dort eine Reduzierung des Staubes.

Ich verstehe so gut wie nichts von Schafernährung, darf aber vermuten, daß auch dort Staub und Schimmel nicht ins Futter gehören.
Fehlt eine Warmlufttrocknung, darfst Du getrost von Staub- und Schimmelbelastung ausgehen. Und damit sind wir beim Punkt "billig" - entfällt die Warmlufttrocknung produziert man ohne die dort entstehenden (erheblichen) Kosten.

Ich rede keineswegs einer Fütterung mit Cobs das Wort! Cobs haben ihren unbestreitbaren Wert in der Diätetik - dort setzen die "abgedrehten Pferdeleute" sie nämlich fachgerecht ein. Cobs sind kein vollwertiger Grundfutterersatz, sondern ein Notnagel. Und zwar ein teurer. Wenn das Pferd kein Heu mehr fressen kann (in hohem Alter, bei Zahnproblemen) oder sollte (bei Atemwegsproblemen). Oder das zur Verfügung stehende Heu von derart schlechter Qualität ist, daß es durch hochwertiges Futter ergänzt werden muß. Alles leider tägliche Praxis.

Es gibt viele Pferdehalter, die ihren Senior durchfüttern, solange es geht. Das ist bei Schafen vielleicht anders - aber wer weiß, was Du über Deine Agathe beschließen wirst. Nicht, daß Du auch noch Cobs fütterst:-)

Ilse
Benutzeravatar
Clan Alba
Beiträge: 162
Registriert: Do 29. Sep 2016, 09:16
Wohnort: Coppenbrügge

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von Clan Alba »

Also das mit den hygienischen Aspekten und der Warmlufttrocknung finde ich jetzt mal eher überbewertet. Wenn nur Warmluftrocknung gute "hygienische" Qualität liefert, dann darf ich auch kein Heu füttern, das ist bloss "sonnengetrocknet". :mrgreen: Wenn das dann vermahlen und gepresst wird, dürfte sich am hygienischen Status gegenüber dem Heu nichts zum Negativen verändern. Vorausgesetzt, es ist erstmal ordnungsgemäß "abgedampft", wie man das bei Heu ja auch machen muss. Wobei möglicherweise Druck und Hitze beim Pelletiervorgang da vorteilhaft wirken. In hygienischer Hinsicht habe ich viiiiiel mehr Bedenken bei Rundballen. Was ich meinen armen Schafen da letztes Frühjahr mangels Alternativen anbieten musste, war wirklich nicht schön. :eek: Pferden hätte man das keinesfalls zumuten können, das wäre schief gegangen. Aber meine tapferen Mädels haben mir trotz allem gesunde Lämmer gebracht, GsD erst im Juni nach Beginn der Weidesaison.
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von grauwoller »

Meine Nase klärt mich schon darüber auf, ob Schimmelsporen im Futter sind, bei Staub muss sie allerdings passen.
Das ist ja dann auch immer die Frage, wie tief gemäht wird.
Du magst vielleicht mit den Heucops ein hygienisch optimiertes Futtermittel haben, was aber den Energieeinsatz angeht, da streuben sich bei mir die Nackenhaare!
Ich werde sicherlich keine Heucops an irgendeines meiner Schafe verfüttern, da fallen mir auch für meine Gebiss-eingeschränkten viel passendere Lösungen ein....
Und wenn meine Art von Lösung nicht mehr funktionieren sollte, dann geht es zum Metzger, so ist das bei Nutztieren!

Christoph
Ilse
Beiträge: 213
Registriert: Mi 23. Mai 2018, 19:25

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von Ilse »

Hallo, Christoph,

ich gratuliere zur feinen Nase!

Gerne würde ich erfahren, was Du als erfahrener Praktiker tust, wenn die Zähne der Tiere die Belastungen nicht mehr mitmachen - ich könnte vielleicht etwas abschauen.

Mir ist es nicht möglich, Schimmel zu riechen - besser: wenn ich ihn rieche, ist der Befall schon sehr massiv. Ich will aber möglichst gar keinen Schimmel im Futter. In der Regel ist staubiges Heu per se schimmelbelastet, was wohl auf die Schnitthöhe und die anschließende Weiterbehandlung (Wenden, Pressen) zurückzuführen ist.

Egal - hier ging es darum die "üblen Machenschaften" zu klären, von denen ich geschrieben habe.

Noch einmal - es geht nicht um Cobs als generellen Ersatz für Heu. Erstens viel zu teuer, zweitens zu wenig Struktur, drittens arbeitsaufwendig, viertens Nährstoffverlust durch die Wärmebehandlung, fünftens die Ökobilanz - Herstellung, Transport und Verpackung.
Cobs sind Diät und sind dort wertvoll.

Wenn sich Nutztierhalter zur Schlachtung entschließen, statt diätetisch zu füttern, kann ich das nachvollziehen. Wenn Agathe mehr als ein Nutztier sein sollte, bin ich aber sicher, daß ihre Cobs euer Haushaltseinkommen nicht spürbar belasten:-)

Ilse
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von grauwoller »

....und die üblen Machenschaften wären??

Christoph
sharido
Beiträge: 58
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 23:24
Wohnort: NRW
Schafrasse(n): Skudden

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von sharido »

@ all : da es in diesem Jahr bei uns ebenfalls kaum Heu zu kaufen gibt, möchte ich mich mit mehr Stroh eindecken. Ich habe schon immer Stroh zugefüttert/untergemischt, aber nicht so sehr auf die Qualität oder Sorte geachtet. Welche Sorte ist denn ein "gutes" Stroh, bzw woran erkenne ich, dass es von der Qualtität her gut ist, Schimmel und Nässe und komische Farbe erkenne ich sicher vorm Kauf, aber sehr viel mehr leider auch nicht.. vllt kann mir jemand auf die Sprünge helfen? :lachma:
schafbauer
Beiträge: 1524
Registriert: So 2. Okt 2016, 20:25
Schafrasse(n): Merinostuten
Herdengröße: 13
Kontaktdaten:

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von schafbauer »

Füttern würde ich eher weizen Stroh wegen der spelzen
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
Schafhüterin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 782
Registriert: Do 29. Sep 2016, 08:13
Wohnort: Pfalz
Schafrasse(n): Kerry Hill, Waldschafe, Suffolk, Sc. Blackface,
Barbados Blackbelly x Wiltshire Horn, 1 Skudde

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von Schafhüterin »

Die Trockenheit bringt es mit sich, das die Preise enorm gestiegen sind. Hier wird bis zu 90 Euro (ab Hof) für den Rundballen verlangt.
Tierhalter haben frühzeitig auf ihr Winterfutter zurückgreifen müssen und sind teilweise auf Zukauf angewiesen, wie auch ich.

Ich beziehe mein Heu aus dem Hunsrück. Gestern habe ich meinen Heuproduzenten kontaktiert und er hat mir den alten Preis zugesichert. Was sich aber erhöht (Maut) sind die Lieferkosten.

Was ich jetzt hier vor Ort mitbekommen habe, das Landwirte ihre restlichen Flächen (1. Schnitt) mähen, zu denen sie wegen der Hitze nicht gekommen sind, diese pressen und verkaufen. Welche Qualität hat dieses Heu, das aus verbranntem Gras besteht?

Bei uns hat es seit dem Frühjahr eben mal für 60 Minuten geregnet, ansonsten hatten wir stets Temperaturen um und weit über 30 Grad. Gestern wieder 33 Grad. Hier ist Steppe.

Das zu Beginn der Saison gemähte Heu ist zwar sehr trocken, aber soweit genießbar, aber der Rest?
Schafhüterin


Ich arbeite für Schafe
schafbauer
Beiträge: 1524
Registriert: So 2. Okt 2016, 20:25
Schafrasse(n): Merinostuten
Herdengröße: 13
Kontaktdaten:

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von schafbauer »

Ein bekannter betreibt bei uns solch eine heucops Anlage. Eine Grosse Anlage aber. Sie wurde eigentlich nur für den Zweck errichtet weil die Schweine und Hühner Bauern mit den restlichen Flächen nicht anfangen konnten und grossflächig keine Rinder mehr sind.

Das gras wird hier überwiegend sehr spät ab Ende Juli gemäht und zu teuren Cops gemacht. Diverse beimischungen mit Raps oder Mais oder melasse bringen den gewünschten Gehalt an Energie und Eiweiß.

Also der Verdacht wird schon bestätigt das eigentlich nur Müll drin is der teuer verkauft wird. Es gibt aber auch Anlage die wirklich hochwertig produzieren.
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Futtergrundlage - vertrocknet

Beitrag von grauwoller »

Sharido, wenn du an vernünftiges Haferstroh kommen kannst,würde ich das nehmen. Meine Schafe haben das dem weizenstroh vorgezogen. Allerdings Stroh alleine funktioniert auch nicht, Energiefutter fehlt da als Ergänzung. Ich träume ja immer noch von einem Futtermischwagen in klein. Da könnte man dann stroh mit z.B. Kleegras-Silage mischen, sie nehmen beides zusammen auf und die Ration stimmt. Bietet man die Futtermittel separat an, was kommt dabei wohl raus? Wenn man morgens beimFüttern Zeit hätte, könnte man zuerst das Stroh anbieten,und später dann mit der Schokolade kommen...
Ilse, kleiner Denkanstoss bezüglich der üblen Machenschaften: Wer Futtermittel, Pachtflächen etc. zu überirdischen Preisen anbietet, der macht das in dem Wissen, dass es z.B. die "abgedrehten pferdeleute" gibt, denen für ihren Liebsten jeder Preis recht ist, hauptsache man kann mit ruhigem Gewissen einschlafen, weil man ja das allerbeste Futter bieten kann,und die Gefahr, dass böse Schimmelsporen im futter sind, gebannt ist.
Wie sich dieses Kaufverhalten dann auf diejenigen auswirkt, die mit ihren Nutztieren ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, ist denen doch scheissegal.

Christoph
Antworten